Begegnung mit einem Zeitzeugen des NS-
Regimes
26. Juni 2019
Die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen sowie der
Geschichtskurse der Jahrgänge 11 und 12 hatten kurz vor den
Sommerferien die einmalige Gelegenheit, einem Überlebenden
des NS-Regimes zu begegnen, der auf Einladung der
Geschichtslehrerinnen Ilse Kösling und Alexandra Reitze ans
Rhein-Gymnasium gekommen war, um von seinen Erfahrungen
zu berichten. Der Ganztagsbereich der Schule war bis auf den
letzten Platz gefüllt, als Ernst Grube vor ca. 250 Jugendlichen
erzählte, wie er als Kind einer Jüdin und eines Kommunisten im
Zweiten Weltkrieg in ein Kinderheim kam und später deportiert
wurde.
Grube wurde 1932 in München geboren. Mit der Machtergreifung
Hitlers 1933 begann für seine Familie eine Zeit der Angst, der
Verfolgung und Demütigung. Die drei Kinder wurden von den
Eltern getrennt und mussten in einem Kinderheim leben. Von den
anderen Kindern auf der Straße wurden sie wegen ihres
Judensterns bespuckt und beleidigt. Sie durften nicht mehr in die
Schule und nicht ins Kino gehen, nicht mehr Straßenbahn
fahren. 23 Kinder aus dem Kinderheim wurden 1941 deportiert
und erschossen, darunter Ernst Grubes beste Freundin. Im
Februar 1945 wurden die Kinder Grube und ihre Mutter nach
Theresienstadt gebracht, wo sie im Mai die Befreiung des Lagers
durch die Rote Armee erleben durften.
Ernst Grube leitete seinen Bericht von dieser Vergangenheit mit
einem kurzen Dokumentarfilm ein, indem mehrere Überlebende
aus dem Kinderheim ihre Erlebnisse schildern. Anschließend
erzählte er auf eindrucksvolle Weise von seinen Erfahrungen als Kind und Jugendlicher im NS-Regime.
Das Verbot zur Schule zu gehen habe er als ganz schlimme Ausgrenzung empfunden, sagte Grube den
jungen Schülerinnen und Schülern. Auch das Leid seiner Familie trat immer wieder in den Vordergrund.
„Ich frage mich, was meine Mutter damals gedacht hat, als man ihre kleinen Kinder wegnahm und in ein
Kinderheim steckte.“
Wie man systematisch vorgehen kann, um eine ganze Menschengruppe auszulöschen, das habe er in
unter der Nazi-Diktatur am eigenen Leibe erfahren. Ernst Grube appellierte deshalb an die junge
Generation, gegen den tief sitzenden Rassismus in der Gesellschaft und in der Politik das Wort zu
erheben. Er kam mit den Zuhörern ins Gespräch über den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland und
beantwortete Fragen zu seinen eigenen Erfahrungen. Das Publikum zeigte sich dementsprechend tief
beeindruckt von dieser authentischen Perspektive auf die deutsche Geschichte.